Anerkennung und Wertschätzung sind zentrale Bedürfnisse und doch gibt es von beidem viel zu wenig in der heutigen Zeit.
Wertschätzung muss man sich nicht erst durch Leistung oder Wohlverhalten „verdienen“, sie gebührt jedem Menschen unabhängig von persönlichen Verdiensten. Während Wertschätzung eine bedingungslose positive Beachtung bezeichnet, ist Anerkennung an Bedingungen geknüpft. Ich wertschätze jemanden als Mensch, und ich spende ihm Anerkennung für besondere Fähigkeiten oder Leistungen.
Es handelt sich um ein evolutionsbiologisch bedingtes grundlegendes Bedürfnis, das uns bis heute genetisch bestimmt. So sieht es auch der Klassiker der Motivationsforschung Abraham Maslow in seiner berühmten Bedürfnispyramide. Er nennt die „sozialen Bedürfnisse“ gleich an dritter Stelle, nach den elementaren Grundbedürfnissen wie Nahrung, Schlaf und dem Sicherheitsbedürfnis.
Wir jagen zwar nicht mehr das Mammut, doch von unseren Mitmenschen anerkannt und geschätzt zu werden ist für uns nach wie vor existentiell wichtig. Dies führt in unserem Gehirn zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Dies erklärte auch Mark Zuckerberg, als er in einem Interview zugab, Facebook sei bewusst so konstruiert worden, dass man damit eine „Schwäche der menschlichen Psychologie“ ausnutzen könnte. Likes und Kommentare führen bei den Nutzern zur Ausschüttung von Glückshormonen.
Und trotzdem erleben wir häufig zu wenig davon. Anerkennung und Wertschätzung im Alltag sind nach wie vor Mangelware. Gerade in Unternehmen wird häufig nicht erkannt, dass aus diesem „weichen Faktor“ schnell ein „harter Faktor“ werden kann. Defizite im zwischenmenschlichen Umgang trüben nicht nur die Lebensfreude, sondern kosten den Unternehmen Jahr für Jahr bares Geld.
So belegten viele Studie die Wichtigkeit dieses Themas, wie beispielsweise die aktuelle Gallup-Studie – www.gallup.de -. Bei dieser Studie kam heraus, dass nur 15% der deutschen Angestellten Freude an der Arbeit haben, 14% bereits die innere Kündigung vollzogen haben und 70% nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Der Schaden, der dadurch entsteht liegt nach Angaben der Studie zwischen 77 und 103 Milliarden Euro.
Wer also seinen Mitarbeitern Wertschätzung und Anerkennung vorenthält, verliert bares Geld. Mit anderen Worten, Wertschätzung ist kostenlos und zugleich unbezahlbar. Besonders im Fokus des dramatischen Wandels. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht für 2025 bereits von 5,4 Millionen fehlenden Fachkräften aus.
Doch wie bringe ich den Stein ins Rollen, wenn ich mir selbst mehr Wertschätzung und Anerkennung wünsche? Hier ein wichtiger Tipp. Wer sich mehr Anerkennung und Wertschätzung wünscht, tut am besten selbst den ersten Schritt und spendet seinem Gegenüber mehr Anerkennung und Wertschätzung. Denn nur über die Veränderung des eigenen Verhaltens können wir indirekt das Verhalten der Umwelt beeinflussen. Dieser Grundgedanke entspringt dem Prinzip der Reziprozität – ich bekomme etwas zurück, wenn ich etwas gebe.
Gerade wenn ich als Führungskraft mein Team motivieren und die Arbeitsfreude wecken möchte, kann ein von Anerkennung und Wertschätzung geprägtes Führungsverhalten wahre Wunder bewirken.